Re: German Tabloid BILD Interview with Mick Jagger Oct 6, 2023
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dead.flowers
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Date: October 6, 2023 14:20
Mick Jagger im BILD-Interview
SO landete Lady Gaga bei mir im Studio!
Von: Michael Niehus
06.10.2023 - 00:01 Uhr
Jetzt gibt es für die Fans reichlich „Satisfaction“!
18 Jahre ist es her, dass die Rolling Stones ihr letztes Album „A Bigger Bang“ veröffentlicht haben. Jetzt gibt es endlich wieder neue Musik. Das Album „Hackney Diamonds“ von Mick Jagger (80), Keith Richards (79) und Ron Wood (76) erscheint am 20. Oktober. Und auch der verstorbene Drummer Charlie Watts (†80) ist zu hören.
BILD sprach mit Stones-Sänger Mick Jagger über den Tod von Charlie Watts, wie Lady Gaga (37) bei der neuen Single „Sweet Sounds Of Heaven“ im Background landete, wie sie mit Paul McCartney (81) Musikgeschichte schrieben und über eine neue Tour.
BILD: Nach 18 Jahren ein neues Album. Die Aufnahmen müssen lange gedauert haben ...
Mick Jagger: „Eigentlich waren wir ziemlich schnell. Für die Aufnahmen haben wir nur knapp drei Monate gebraucht. Drei Wochen davon haben wir mit der Band zusammen im Studio verbracht, insgesamt 23 Songs aufgenommen und dann die besten zwölf herausgesucht. Danach haben wir in Los Angeles noch weitere Gitarren hinzugefügt, Saxofon und so weiter. Auf den Bahamas habe ich meinen Gesang eingesungen. Gemischt haben wir es dann digital. Unser Produzent war in Los Angeles, unser Tonmischer in North Carolina und ich in der Karibik. Mit sehr schnellen Internetleitungen hat das ziemlich gut funktioniert. Das hat Spaß gemacht.“
Sie haben in der kurzen Zeit 23 Songs geschrieben?
Jagger: „Die meisten sind in den Jahren davor entstanden, wenn Keith und ich uns mal für eine Songwriting-Session getroffen haben. Und es sind auch zwei Songs dabei, die wir 2019 noch mit Charlie Watts aufgenommen haben. Wir hatten schon einige Lieder in den Jahren zuvor eingespielt, waren damit aber nicht hundertprozentig glücklich. Außer mit diesen beiden. Und wir wollten auch unbedingt, dass Charlie auf ,Hackney Diamonds’ dabei ist. Insgesamt war es eine ziemlich schnelle Nummer. Harte Arbeit, aber es hat viel Spaß gemacht.“
Und darum geht’s doch ...
Jagger: „Genau, wenn man Spaß hat, ist man auch viel kreativer. Natürlich musst du dein Handwerk beherrschen. Und es gibt für jeden Song eine Inspiration. Zum Beispiel bei ,Sweet Sounds Of Heaven’, unserer neuen Single. Da gab es schon die Idee und den Chorus. Aber daraus mussten wir dann einen kompletten Song machen, und wir hatten viel Spaß daran, das Lied immer wieder zu verbessern. Das ist doch viel besser, als wenn du dir am Kopf kratzen musst und vor Verzweiflung mit dem Kopf auf den Tisch schlägst, weil du einfach nicht weiterkommst.“
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Sie mussten Ihren Kopf hoffentlich nicht auf den Tisch schlagen.
Jagger: „Nein, das blieb mir erspart.“ (lacht)
Auf „Sweet Sounds Of Heaven“ singt Lady Gaga im Background. Wie kam es dazu?
Jagger: „Das war absoluter Zufall. Wir waren in L.A. in einem sehr großen Studio-Komplex. Lady Gaga war in den Räumen neben uns und schaute einfach mal vorbei, um zu hören, was wir da machen. Offensichtlich hat es ihr gefallen, denn plötzlich kam sie vom Regie-Raum ins Studio und hat angefangen zu singen. Ich habe ihr den Text gegeben, sie hat Kopfhörer aufgesetzt, und wir haben es aufgenommen. Das war’s auch schon. Das passiert einem wahrscheinlich auch nur in L.A.“
Ist es heute noch genauso wie vor 60 Jahren, wenn Sie zusammensitzen und an Songs arbeiten?
Jagger: „Nein, natürlich ist es das nicht. Allein, weil Charlie fehlt. Aber es sind immer noch viele der gleichen Leute von früher dabei, wir sind in einem Studio, es gibt einen Produzenten, Keith und Ron sind da, ich singe noch. Wir feiern es heute noch genauso, wenn eine Aufnahme richtig gut geklappt hat und laufen wie früher zum Ton-Ingenieur, ob auch alles so gut klingt, wie wir den Eindruck hatten. Damals war es schon mal so, dass wir uns begeistert eine Aufnahme anhören wollten, die dann überhaupt nicht so gut klang, wie wir es uns vorgestellt hatten. Die Elektronik war da noch nicht so gut. Und der Ton-Ingenieur auch nicht. Das war schon ziemlich frustrierend. Heute ist das alles etwas einfacher, da ist man nicht mehr frustriert.“
2024 wollen die Stones mit ihren neuen Songs wieder auf Tournee gehen
Wie wichtig war es Ihnen, zwei Songs mit Charlie Watts auf dem Album zu haben?
Jagger: „Sehr wichtig. Es steht ja auch für Kontinuität. Aber ich glaube nicht, dass der typische Hörer einen Unterschied merken würde, ob Charlie bei dem Song spielt oder Steve Jordan, der die restlichen Songs aufgenommen hat.“
Beschäftigt Sie das zwei Jahre nach seinem Tod noch emotional?
Jagger: „Es ist schwierig für mich. Er war der Drummer, mit dem ich in meinem Musikleben am meisten gespielt habe. Wir hatten einfach ein hervorragendes musikalisches Verständnis und haben uns auch privat sehr gut verstanden. Er liebte Sport, wir haben uns ständig über Fußball und Cricket unterhalten, seine Bücher-Sammlung, wir haben zusammen Musik gehört. Nicht nur Rockmusik, auch Popmusik, afrikanische Musik, alles Mögliche. Wir hatten also viel gemeinsam. Ich vermisse es sehr, mich mit ihm auszutauschen, und natürlich ihn als Menschen. Er war eine so großartige Person.“
„Hackney Diamonds“ klingt nach einem typischen Rolling-Stones-Album, aber wie von einer jungen Band. War das Ihre Absicht?
Jagger: „Ja. Ich glaube, es wäre ziemlich schwierig gewesen, nicht wie die Rolling Stones zu klingen. Aber es war mir auch wichtig, dass wir nicht eins unserer alten Alben kopieren. Wir haben zwar nicht gesagt, dass es nach 2023 klingen soll, aber das tut es. Halt nach einer Rockband, nicht nach einer alten Rockband.“
Ist es richtig, dass Sie Paul McCartney bei der Auswahl des Produzenten um Hilfe gebeten haben?
Jagger: „Ich kannte Andrew Watt schon. Aber ich habe Paul zufällig vor einem Jahr getroffen, und er wollte mir Andy vorstellen, weil er von ihm so begeistert war. Und so ist Paul auch auf unserem Album gelandet. Andy hat ihn gefragt, ob er nicht einfach bei den Aufnahmen dabei sein will. Also kam er vorbei und hatte Spaß, mal wieder mit einer Band zu spielen.“
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War Ihnen bewusst, dass Sie in dem Moment Musikgeschichte schreiben? Ein Beatle spielt auf einem Album der Stones ...
Jagger: „Im Studio denkt man darüber nicht nach. Wir kennen uns ja alle schon viele Jahre, haben zu Hause zusammen Musik gemacht. Jetzt war es großartig, ihn im Studio dabei zu haben. Anfangs war uns noch nicht klar, welchen Song wir überhaupt mit ihm aufnehmen. Aber unser Produzent hat sich für ,Bite My Head Off’ entschieden, ein schnelles Lied mit 150 BPM. Ich war mir nicht sicher, ob das zu Pauls Style passt. Aber Andy sagte nur: ,Er wird so was von abliefern.’ Und genau das hat er auch getan.“
Werden Sie mit den neuen Songs auf Tour gehen?
Jagger: „Das hoffe ich sehr. Wir planen gerade für nächstes Jahr.“